2016/08/04

this is what we trained for


Ich bin ein Stubenhocker. Das ist mir erst vor kurzem aufgefallen.
               Ja, okay, ich weiß seit Jahren, dass ich mich zuhause wohler fühle und raus gehen eher als Last ansehe, aber das lag daran, dass es in Tortuga kaum was Gutes gibt. Nur das Blümchen Café und das Sono, das aber eher abends und da bin ich entweder wieder zuhause oder noch im Blümchen.
               Seit ich in Berlin wohne, gehe ich (glaube ich zumindest) öfter raus. Nicht nur zum Einkaufen, das ich am liebsten zu Fuß mache. Sondern zum Schlendern. Ja, auch im Einkaufscenter (einer ist in unmittelbarer Nähe und ohne Gefährt zu erreichen, das zählt also sehr wohl!). Es ist aber trotzdem seltsam. Ich gehe eher zu einem Ort, den ich schon kenne, als irgendwo fremdes. Verständlich, weil ich weiß was es gibt. Aber auch weil die Anfahrt (und Rückfahrt) meist auswendig kenne. Wenn ich als irgendwo hin muss, wo ich sonst nie war, stresst mich das. Ich liebe zwar die BVG (und die lieben mich zurück, höhö), aber das ewige Hin- und Herfahren, Verspätungen und Umsteigen stressen mich.
               Der tolle neue Ort macht aber alles wieder wett. Ich mache mir insgeheim eine Liste, wo ich zukünftige Besucher hinführen kann, um lecker und günstig zu essen. Oder einfach zum Schlendern, um das typische Touri-Zeug zu ersparen. 
               Schlussstrich: ich liebe das Rausgehen in Berlin, Stress und Angst hin oder her. Im Endeffekt sammel ich nur positive Erfahrung und tolle Erinnerungen. Mich wundert’s nur, dass meine Freunde aus der Uni mich wieder zu einem Treffen einladen. Vielleicht bin ich cooler als gedacht. Oder eine Art Stockholm Syndrom. :D
               Okay, aber wieso nochmal Stubenhocker? Nicht jeder meiner Freunde ist ein regelmäßiger Discobesucher – tatsächlich sind sie eher wie ich lieber Kinogänger, Café-Entdecker oder Privat-Partyqueen. Deswegen kein Druck oder sowas. Klar, einige gehen öfters aus, andere lernen mehr. Oder gucken fast ununterbrochen eine oder mehrere Serien. Nichts neues. Nichts schlimmes. Recht alltäglich. Also wieso jetzt Stubenhocker?
               Nun, ich liebe meine Wohnung. Egal, ob etwas teuer/mehr als anfangs geplant und hartes Wasser, sehr heiß im Sommer und altes Fenster in der Küche, ohne gute Verbindung zur S Bahn und ein Bus, der nur alle 20 Minuten fährt. Ich liebe es, wie frisch und hell sie ist, auch wenn ich im Vergleich danach alles andere als dreckig und veraltet sehe. Ich liebe es, dass ich im neunten Stock wohne und daher einen krass geilen Ausblick habe – ich sehe, wie die Sommergewitter in Mitte starten, wie die dunklen, bauschigen Wolken sich zusammenpferchen  und ich die lila-rosa Blitze beobachten kann, wie die riesigen, grünen Bäume im Wind mir quasi winken und ich den TV Spargel noch im Blickfeld hab. Die Grundschule hinterm Haus ist selten nervig, ich sehe und höre die Kinder selten, da ich vormittags kaum zuhause bin – und wenn doch, lach ich sie aus, wenn sie schreiend zur Pause raus rennen. Zwar sind sie morgens und nachmittags in der Tram manchmal anstrengend, aber so sind Kinder nun mal. Mindestens nicht so nervtötend wie die ganzen Schulklassen, die sich frech und viel zu laut in der Tram streiten, schlagen und beleidigen, während sie zum Hostel fahren oder in die andere Richtung ins Zentrum – dass ich ein Hostel um die Ecke habe ist echt ein Pech.
               Ich liebe es, wie mein Zimmer aufgeteilt ist, dass ich trotz der Möbel und der Raumgröße noch so viel Platz habe, um bei Regen meine Wäsche drinnen zu trocknen, in Ruhe Sport machen kann, so viel verrückt tanzen kann ohne direkt in meinen Schrank oder mein Bett zu stoßen. Dass ich einen coolen Vinylboden hab, der kratzresistent ist und warm bleibt; das graue Holzmuster dabei ist  p e r f e k t. Und obwohl ich so viel Platz hab, muss ich nicht lange Staubsaugen oder Bodenwischen. Ideal für mich, weil ich beides zum Kotzen finde, auch wenn ich Putzen mittlerweile nicht mehr so als Last ansehe. Ich mag es staubfrei, ich liebe einen unbefleckten, nicht klebrigen und krümellosen Boden und wenn die Küchenschränke ordentlich eingeräumt sind. Dass Berliner Wohnungen sehr schnell staubig werden, nervt mich zwar höllisch, kommt mir aber zu gute: je mehr ich putze, desto weniger wird meine Allergie gereizt. Außerdem: der Staub ist irgendwie anders?? Ich reagiere auf den weniger??  Das lieb ich natürlich auch!
               Ich liebe es, wie die Sonne in meine Wohnung scheint und ich an Wochenenden dadurch geweckt werde. Und die Sonnenuntergänge sind atemberaubend schön. Zwar wird es bei mir deswegen recht warm – 28 Grad, mindestens – und wenn ich nicht aufpasse, kriege ich sofort Fruchtfliegen und mein Biomüll wird zur Quelle jeglicher Larven (ich möchte nicht weiter darüber reden, ich hab genug Albträume für die halbe Bevölkerung Deutschlands), dafür musste ich im Winter kein einziges Mal die Heizung anschalten. Konstant 22 Grad gehabt, keine Heizdecke benötigt und konnte sogar in gasp! Shorts rumlaufen. Meine Stromkosten sind deswegen gesunken und ich hab was zurück gezahlt bekommen. Voll geil.
               Die Verbindung bei mir ist recht praktisch. Eine Bushaltestelle fünf Minuten zu Fuß entfernt, der Bus fährt in der einen Richtung zu meiner Poststelle und zu meinem Lidl, dafür leider nur alle 20 Minuten und recht oft mit Verspätung. Dafür hab ich die Tramhaltestelle in der Nähe, wenn ich renne hab ich sie in zwei Minuten erreicht. Die M6 fährt bis zum Hackeschen Markt, wo ich entweder über die Museumsinsel zur Uni laufe oder die S Bahn nehme, je nachdem ob es stark regnet und wie faul ich bin. Mit der M6 fahre ich an zwei Kinos vorbei (Cinestar und UCI), an einem Ärzteviertel, an zwei Schwimmhallen, an einem S Bahnhof mit Ringbahn, habe ein Haema-Blutspendezentrum (sogar zwei), an zwei russischen Läden, zwei Einkaufscentren und Ikea Lichtenberg. Was will ich mehr? Nichts. Ich bin überaus glücklich mit der M6 – und wenn ich nicht weit weg muss, hab ich auch die Tram 16 zur Verfügung.        
               Ich liebe meine Wohnung, meine Lage und wie glücklich ich mit ihr bin – anfangs hatte ich Angst, ich würde sehr unter Heimweh leiden oder meine alte Ordnung zurückwünschen. Nope. Und genau deswegen bin ich ein Stubenhocker: ich liebe es, drinnen auf dem Boden zu liegen während ich im Handy surfe. Oder wie ich beim Bügeln am Laptop was gucke. Oder beim Kochen die Musik vollaufgedreht hören kann, ohne dass ein Nachbar sich beschwert, weil bis 22 Uhr darf ich so laut sein und das juckt deswegen keinen, tatsächlich sind meine angrenzenden Nachbarn genauso laut wie ich – mein Nachbar ist übrigens Adele Fan. Erst durch ihn hab ich Adeles „Hello“ gehört – bin kein Radioliebhaber.
               Wenn ich meine Wohnung für eine längere Zeit verlasse, krieg ich immer leichte Panik. Hab ich alles abgeschlossen? Fenster und Balkontür? Wohnungstür? Überall  Licht aus? Shit, ich hab das Wasser bei der Waschmaschine nicht zugedreht, also hoffen, dass kein Wasser spontan ausläuft! Ist die Kiste auf dem Balkon wirklich wasserdicht? Ja. Ja, alles gut. Alles verschlossen, alles aus, alles zugedreht und die Balkonkiste ist super wasserdicht. Die besorgte Stimme treibt mich nur gern in den Wahnsinn mit solchen Sorgen.
               Plus hasse ich die dreistündige Zugfahrt von Berlin nach Fulda/andersrum. Mindestens drei Stunden lang dieses ätzende Gefühl im Magen, ob ich denn ohne Verspätung ankomme, ob ich diesmal keine Ohrenschmerzen dank der Tunnel bekomme, ob sich niemand zu mir setzen wird. Diese Ungewissheit, nachdem ich den Wohnungsschlüssel aus dem Schloss nehme, den Müll rausgebracht habe und mit meinem Gepäck dann zur Tramhaltestelle gehe. An sich ist das Zugfahren nicht schlimm – Musik hören, lesen oder (wie jetzt) schreiben. Wäre nur dieses nagende, schwer beschreibbares Gefühl nicht da.
               Und wenn ich dann in Hessen bin, freue ich mich über die bergige Landschaft, die vertraute Kleinstadt, die vielen bekannten Gesichter. Doch dann irgendwann vermisse ich mein Bett, das um einiges breiter und einfach bequemer ist. Meinen Kuschellöwen und Beschützer Dean, den ich aus Platzmangel nie mitnehme, außerdem: er passt für mich auf meine Wohnung auf. Mein Schreibtisch ist mit Mamas Nähmaschine zugestellt, mein Schrank zur Hälfte eine Schatztruhe, da dort Mama jegliche Geschenke für meine Nichten aufbewahrt, mein Badzubehör im Kulturbeutel. Keine zugeordneten Plätze wie bei mir in der Wohnung. Das macht mich fertig. Ich mag meine Ordnung und vermisse sie.
               Kochen und essen ist auch irgendwie seltsam. Erstens, weil du dich nicht traust, da Mama sich freut wieder für dich zu kochen. Zweitens, weil du nicht mehr weißt, wo was lag. Und ob das alle Gewürze im Haus sind oder Mama noch welche versteckt hat. Und warum hat Mama keine Haferflocken. Drittens, zu viele Töpfe. In zu vielen Größen. Ich bin es gewohnt, für mich selber zu kochen, egal ob mit oder ohne Nachschlagportion oder Resten für einen Auflauf. Außerdem essen meine Eltern ungern Salat oder frisches Obst und Gemüse. Dafür essen sie gerne Suppe und da bin ich raus.
               Kochen hat für mich etwas beruhigendes. Eine Art „Willkommen zuhause“-Ritual. Nach Hause kommen, umziehen, Hände waschen und kochen. Egal, ob etwas schnelles wie ein Buchweizenbrei oder etwas größeres wie Hühnchen mit Kartoffelstampf und Salat. Das Zubereiten beruhigt mich, gibt mir eine Art Routine und das Gefühl, dass ich alles richtig mache. Und dann komm ich nach Hause zu meinen Eltern und hab nichts mehr zu tun. Total seltsam. Klar, ich hab Ferien bzw. frei, ein bisschen verhätscheln ist toll, aber nach einiger Zeit frustrierend. Plötzlich krieg ich Schokolade in die Hand gedrückt und wenn ich um elf noch nicht zuhause bin, werde ich angerufen und gebeten, nach Hause zu gehen, als sei ich immer noch 16 und komplett hilflos. Total seltsam.
               Ich glaube, Stubenhocker ist deswegen ein falsch gewähltes Wort. Eigenheimler vielleicht. Keine Ahnung.

Jedenfalls ist das hier mein erster Blogeintrag seit Monaten. Ich weiß nicht, wie es dazu kam. So sehr überfordert bin ich von der Uni nicht. Zeit hab ich auch. Bloß das alles zu beschreiben ist mühselig. Aber ich möchte trotzdem versuchen, die Zeit seit der Wohnungssuche irgendwie festzuhalten. Ist mir doch irgendwie peinlich, dass ich diese mir wichtige Zeit nicht ansatzweise so blogmäßig darbieten konnte. Vor allem, weil meine ersten zwei Semester schon vorbei sind, ich so viele neue Dinge gelernt und gesehen hab; ich quelle quasi fast über.
Aber genug für jetzt. Muss bald aussteigen – Fulda ist die nächste Station.




2015/03/16

Ich weiß mehr über Harry Potter als über Bismarck

Jetzt auch zu Geschichte meine Gedanken vom Vorabend, während ich in der Prüfung sterbe. 

„Bin ich die einzige, die sich unvorbereitet fühlt?“
Es ist Sonntag, der Tag vorm Geschichts-Abi. Oder Deutsch-Abi. Oder Sport-Abi. Je nachdem, welches Opferchen du bist. Und ich bin eben eines der Opfer des Geschichts-LK.
 „Nein, bist du nicht…“, antworte ich Nina.
Denn, ganz ehrlich, seit das Schuljahr 2014/2015 angefangen hat, hasse ich den Geschichtsunterricht. Wenn ich es vorher quälend und ermüdend fand, dann ist es spätestens seit Q4 die Hölle auf Erden.
Q1 und Q2 waren noch relativ in Ordnung – ich fand den Unterricht sogar nicht schlecht. Zwar nicht außerordentlich gut, aber einige Sachen sind hängen geblieben und ich weiß mehr von Deutschlands Hintergrundgeschichte. Yay?
Dann kam aber Q3. Das komplette halbe Jahr von der Weimarer Republik bis zur Potsdamer Konferenz. Dabei sollten wir eigentlich schon längst in den siebziger Jahren sein, mitten im Kalten Krieg. Es ging alles so schleppend voran, mein größtes Problem war nicht einzuschlafen.
Q4 bzw. danach bis EINE WOCHE VOR DEM ABI haben wir den Rest schnell durchgemacht, mittels Referaten, Gruppenarbeiten und zwei Dokus. Ist ja egal, dass das sehr gut mindestens ein Abi-Vorschlag ist. Yolo, huh. 
Haben auch intern die Abi-Vorschläge zusammen getragen: A) Frauenfrage, B) Deutschland nach 1945 und C) EU. Ratet, was wir nicht ausführlich (oder gar nicht) behandelt haben. 
Jedenfalls sitze ich hier und bin kurz vorm Heulen. Teilweise bin ich froh, weil dann habe ich die beschissenste schriftliche Abi-Prüfung hinter mir und muss (hoffentlich) nie wieder was von der Sozialen Frage hören. Andererseits bin ich am Rande des Wahnsinns, weil meine Texte kacke sind, ich kaum Daten auswendig kenne, ich es schaffe die gegebenen Quellen zu missverstehen, weil ich anscheinend immer die Aufgaben falsch anpacke. Manchmal habe ich das Gefühl, mein Geschichtslehrer hasst meine Texte und würde sie gerne verbrennen. Das beleidigt mich nicht, aber es stresst mich, dass es quasi egal ist, wie viel ich gelernt habe und wie viele Fakten ich kenne, ich kriege höchstens acht Punkte und selbst dafür haben sich bestimmt ein Dutzend Engel aufgeopfert, drei Wunder haben sich zu diesem einem Wunder zusammen geschlossen und eines der im Versteck lebenden Einhörner ist eingegangen, beim Regenbogen kotzen, obwohl ihm noch die halbe LGBT+Gemeinde die Stärke und Liebe dafür gesendet hat. DAS IST KEIN VERDAMMTER WITZ. ICH KANN NICHT DARÜBER LACHEN. MICH STRESST DAS VERDAMMT. Ich sehe mich dann wie ein comichaft gezeichnetes Ding, mit Kreisen als Augen und Punkten als Pupillen, ohne Nase und Mund, in einem grauem Pullover und wilden Locken und auf dem ganzen Gesicht sind Schweißflecken zu sehen und in diesen sarkastisch-kleinen Pupillen liest man die pure Verzweiflung, den rohen Wahnsinn und die Mordlust von Voldemort.
Ich weiß nicht mal, wie ich mich bitte beruhigen soll! „Haha, wir hatten noch nie Daten gebraucht!“ Oder „Lass ich halt die Zeit nach 1945 raus!“ – und selbst dann bin ich noch kurz davor, mein Herz aus dem Brustkorb zu reißen.
Also wenn ich bei Englisch nur leicht nervös war, werde ich vor Geschichte kotze, nach Erhalten der Vorschläge in Ohnmacht fallen und nachdem ich mich durch A, B oder C gequält habe, spring ich von der Brücke ins eklige Wasser und starte mein Leben als Gummiente.

(Ich weiß, es klingt sehr schlimm und ich fühle mich auch nicht besonders gut, aber ich muss da durch. Egal, wie vorbereitet ich mich dafür fühle. Ich will es einfach nur hinter mir haben und nie wieder daran denken, dass ich Geschichte als  Leistungskurs genommen habe.)

2015/03/13

Liebes Tagebuch, heute habe ich angefangen meinen Kopf zu essen!

Mittlerweile weiß ich gar nicht, mit wie vielen Personen ich über mein Abitur gesprochen habe. Sei es Mama, Tori, Julia oder gar ich selbst – immer wieder spürte ich den Anflug von Panik und die gleichzeitige Ruhe in mir. Und ich frage mich immer noch: Wie geht das??????
Da ist nämlich dieser einer Teil von mir, der rumschreit, und ein weiterer Ich-Teil sitzt seelenruhig da oder weigert sich Rosa Parks-haft, sich von der Panik anstecken zu lassen.
„Steh jetzt SOFORT auf und mach etwas für Geschi!“
„Nein.“
„WILLST DU DENN GAR NICHTS UNTERNEHMEN?!“
„Nö.“
„Okay, nochmal von vorn, klar und deutlich: Ist dir bewusst, dass es egal ist, WAS du willst und WAS du macHEN MUSST???“
„Ja. Ich hab alles vor Augen. Du hältst schließlich keine Sekunde deine Klappe.“
Ich kann beide komplett verstehen, weil es ja meine Stimmen sind.
Einerseits bin ich voller Panik und Schuldgefühlen, dass ich so spät mit „Lernen“ (falls man das überhaupt so nennen darf) angefangen habe. Andrerseits denke ich mir: eigentlich kann ich’s doch. Englisch sollte nicht allzu schwer sein; Geschichte hab ich grob im Kopf und mit dem Auswendiglernen zwei Wochen vorher anzufangen wäre sowieso sinnlos; Mathematik ist ebenfalls nicht so schwer – also, wozu die Panik?
Und genau diese Keine Sorge, ich hab ’n Plan-Einstellung bereitet mir noch mehr Schuldgefühle. Schließlich mache ich nicht viel und wenn, dann ist es stumpfsinnig???? Aufzeichnungen angucken, in der Formelsammlung markieren und schöne Begriffe aus dem Englischen aufschreiben – ob mir das wirklich so viel weiterhelfen wird, ist anzuzweifeln.

Es fängt an mit Englisch. Tortilla Curtain, Othello, Slaughterhouse-Five, Death of a Salesman, Brave New World, Educating Rita, etliche Kurzgeschichten, American Dream, South Africa, Utopien – bin schon seit Wochen gespannt, was genau dran kommt und welchen Vorschlag ich nehmen werde.
Es folgt Geschichte. Ich lerne vom Wiener Kongress bis zum Potsdamer Abkommen, mit einem großzügigen Herauslassen vom Ersten Weltkrieg, die genau wie die Französische Revolution unwichtig erscheint. Ich werde den Vorschlag nehmen, bei dem ich am meisten weiß und am meisten einbringen kann. Ich werde versuchen, mindestens 1500 Wörter zu schreiben, auch wenn ich Herr Jonas mit 10000 Wörtern gedroht habe und deswegen eigentlich Rezepte und Briefe in meine Klausur einbauen wollte. Am allerwichtigsten: Ich werde nicht in Panik verfallen, einfach mein Wissen schriftlich teilen und aufs Beste hoffen.
Das schriftliche Abitur endet für mich schon am Mittwoch mit Mathe. Mein Ziel: So viele Aufgaben wie möglich erledigen, keine Zeit mit unnötiger Panik und Schusseligkeit vergeuden und besonders darauf achten, keine Hetzfehler zu machen. Denn ich kann Mathe, ich verstehe Mathe und ich bin gut in Mathe. Mein Mathe-Mantra.

Danach bin ich fürs erste frei. Danach kann ich nur noch auf die Ergebnisse warten; hoffen, bestanden zu haben, und schon seelisch für das mündliche Abi vorbereiten.
Ach und dauerhaft weinen vor Erleichterung!

2015/02/06

Sensei! *dicke Umarmung*



Ich habe den Hang, gute Freunde auf seltsame Art und Weise zu finden. Ich bin seltsam, meine Freunde sind auch komisch und wir haben merkwürdig zusammen gefunden.
Aber am seltsamsten und komischsten und merkwürdigsten war es ja wohl mit Julia. Es war schon so freaky, dass es einfach absurd und aberwitzig ist.
Ich habe sie auf dem stinkigsten, abgelegensten und am schlimmsten verunstalteten Mädchenklo unserer Schule angetroffen. Aber nicht zum ersten Mal! So eine Person wie Julia kann man einfach nicht nicht bemerken. Jedenfalls ich nicht. Ich mein – vielleicht haben andere sie auch beim Vorbeilaufen und Rauchen gesehen und sich gedacht: „Man, die will ich auch kennen lernen!“
Bei mir war es jedenfalls so.
Und nach langer, langer Zeit habe ich mit ihr geredet. Es war irgendein Event in der Schule – Sommerfest, Schulfest, Abistreich, irgendwas einfach – und wir standen erst mit einer ca. sechsköpfigen Gruppe und diskutierten ein Thema. Dann waren wir nur noch zu dritt. Bis heute weiß ich nicht wer die mysteriöse dritte Person ist. Kein Wunder. Ich war einfach zu geflasht davon, wie nett und eloquent Julia klang – eine schöne, melodische Stimme (etwas, das ich später nochmal von neu erfahren durfte; eigentlich so gut wie immer, wenn ich sie antreffe). Und ihre Augen strahlten ungeahnte Weisheit und tiefe Emotionen aus. Nicht zu vergessen ihre tätowierten Arme!
Ich hatte danach so viel Sympathie für sie und wollte sie unbedingt wieder treffen und mit ihr reden. Randbemerkung: Ich hasse Gespräche. Vor allem mit mir fremden Personen. Ich kann mich nicht unterhalten, Ende.
Leider habe ich Julia nach diesem Gespräch seltener gesehen. Mal spazierte ich nicht durch die Schule oder die Raucherecke war leer oderoderoder… Bis ich irgendwann mit Jenny zu dem besagten Mädchenklo gerannt und fast mit Julia zusammengestoßen bin.
Peinliche Atmosphäre, schüchterne und zugleich schelmische Lächeln, verwirrter und fragender Blick von Jenny.
Und irgendwann kam es raus geplatzt:
„Woher kennen wir uns eigentlich?“
Um ehrlich zu sein: immer noch kein Plan.
Genau deswegen – weil ich nichts über dich wusste und dich trotzdem sooft sah – nannte ich dich weniger geheim Schicksal. Vor allem nach dem ich herausfand, dass der plötzliche neue Follower, der auf seinem eigenem Blog von einer gewissen Vorstellung an einem gewissen Gymnasium aus einem bestimmten Jahrgang schrieb, eine sogenannte Julia aus dem Deutsch LK ist. Das hab ich übrigens nur durchs Rumblättern im Jahrbuch plus einer wichtigen Frage („Da! Wie heißt sie?“) an Tori herausgefunden. Was übrigens witzig war (also, ich fand’s witzig), weil ich Tori noch irgendwann gefragt hab, ob sie diesen neuen Follower kennt und sie meinte: „Hm, ich glaub das ist die Julia.“
Irgendwann sah ich ihr Profil auf Facebook und fügte sie hinzu. Wir schrieben miteinander. Ich war so social anxious, ich hab nicht lange ausgehalten und lange nicht mehr geschrieben.
Ein anderes Mal traf ich sie am Vorabend des Geschlechtertausches während der Mottowoche und haben – also, nicht nur wir – Bier getrunken und eine Zigarillo mit Vanillegeschmack rumgereicht.
Etwas später – oder früher? – pendelte diese Blogkumpelschaft ein. Es folgten weitere Unterhaltungen per Facebook. Dann sah ich sie bei der Theateraufführung. Undundund…
Und jedes mal stelle ich aufs Neue fest, was für eine wundervolle und erfrischende Person Julia ist. Kein Wunder, dass sie (mehr oder weniger) scherzhaft Senpai und Sensei von mir genannt wird und ich bin Sasuke, omg.

OH BOY, THAT WAS LONG, I HAVE NO TIME TO READ THAT ALL, LOL, WHAT DO YA WANNA SAY?
Alles, alles, alles, alles Gute zum Geburtstag, liebe Julia! Ich wünsche dir, dass alle deine Träume wahr werden – und ich rede von den guten Träumen! – und der gute Senpai, der du bist, bleibst.
Hab mich grad erinnert, wie du mich letztes Jahr zu die „Die Eiskönigin“ eingeladen hast. ich hatte mich so gefreut, weil ich selber noch überlegt hab, ob wir uns vielleicht treffen wollen. Das war ein schöner Tag. Ich hoffe, dass es dieses Jahr mindestens ein genauso toller Tag wird :)

2015/01/04

Tagsüber bin ich müde, weil... man, ich bin einfach müde!



Es sollte verboten werden, dass die Vorweihnachtszeit mit Klausuren überhäuft ist!
Es mir egal, welche Generation was über ihre eigene oder andere Generationen sagt.
Ohhhh, wir hatten einen strengeren Fehlerindex! Wir hatten weniger Stoff. Wir hatten auch samstags Schule! Wir hatten weniger Fachwissen. Wir hatten härtere Lehrer!
Bla, bla, bla. Ich will das nicht hören! Nicht, weil mir eure damaligen Schulqualen egal sind – obwohl sie mittlerweile total veraltet und mir ehrlich gesagt doch scheißegal sind –, sondern weil ihr euch immer noch darüber ärgert. Dieser Teil der Erziehung und diese Form der Bildung hat etwas in euch weggenommen, zerdrückt, zerquetscht, gebogen und geschoben – Narben hinterlassen. Und diese werden neu aufgerissen, wenn eure Schulzeit mit der heutigen verglichen wird, weil sie entweder zu locker, gutmütig und „nett“ ist oder weil sie viel zu hart und brutal mit den Schülern umgeht.
Ich will jetzt keinen Klassenkampf (he, schlechter Wortwitz, weil Klassenkampf) hervorrufen, welche Generation es besser hat und welche die am verlorenste ist – nicht nur die Schule betreffend. Ich will nur zeigen, dass ihr euren Schmerz nach weiß nicht wie vielen Jahren immer noch spürt – und dass wir das auch tun werden. Das Problem wird sein, dass das niemand verstehen wird. So wie die älteren Generationen uns nicht verstehen, werden wir (eventuell!) die zukünftigen Generationen nicht verstehen. Das finde ich schade.
Genug mit dem hässlichen Vorwort, das nur entstanden ist, weil Herr Brasch über den Notenspiegel unserer Klausur gestolpert ist und weil Mama mal wieder keinen blassen Schimmer hat, wie es ist, hier aufs Gymnasium zu gehen und Abi zu machen.
Dabei hab ich es noch am besten – ich hab selten drei Klausuren in einer Woche zu schreiben. Ist trotzdem nicht schön, zwei Klausuren zu schreiben. Vor allem noch in einer richtigen fiesen Konstellation. Das beste Beispiel dieser Gemeinheiten ist, dass ich mich auf keine Klausur so richtig konzentrieren kann, da die nächste schon vor der Tür steht und ich sie durchs Guckloch dabei erwische, wie sie sich schnell noch die Haare richtet und die Kleidung glättet.
Es ist schon mies genug, dass das Leben nebenbei noch weiterläuft (*erschöpfter Wutlaut*, freie Interpretation), aber dann kommt noch das verdammt kurze Halbjahr hinzu.
Mein Yay, in sechs Wochen haben wir wieder Ferien! nach den Herbstferien ist sofort erloschen, als mir gesagt wurde, dass wir in dieser Zeit ja auch noch Klausuren schreiben werden. Der Knackpunkt: Für diese Klausuren müssen wir noch vorbereitet werden. Und der Witz daran ist, dass wir mindestens vier Wochen lernen – und in der restlichen Zeit die Klausuren schreiben. Alle. Hinter. Einander. Gequetscht. Wortwörtlich.
Das Entzückende ist jedoch, dass zwei von denen vierstündig sind. Weil Abivorbereitung. Suuuuupergeil.

Ich hab die letzten zwei Wochen vor den Weihnachtsferien kaum geschlafen. Mal für das lernen, dann für das, dann hab ich ja noch Theater, in DS einen Monolog halten, Referate, Bücher lesen – ugh.
Einige Resultate dieser schlaflosen Büffelaktion sind zwar gut, sogar richtig gut – aber die restlichen sind einfach nur mies. Ha, und ich dachte ich könnte mit viel Lernen und Glück einen Schnitt von 1,9 erreichen! Wie erbärmlich leichtsinnig und optimistisch ich bin. Ich brauch schon Tonnen an Glück für 2,1 und ich träume tatsächlich von 1,9. Huh, Selbstüberschätzung kommt hinzu.
Trotzdem pulsiert ein kleines bisschen Hoffnung, dass meine Geschichtsklausur mit mindestens 10 Punkten nach den Ferien mir einen großen Stein vorm Herzen nehmen kann. Denn meine vorletzte Klausur war der reinste Mist und hat mich aufgeweckt: Ich kann nicht einfach so tatenlos da sitzen und nur „so grob“ eine Ahnung von den wichtigsten Ereignissen haben. Ich muss wirklich schuften. Ich muss lernen zu lernen.
Und so hab ich dann zwei Tage lang die wichtigsten Daten des Verlaufs vom Zweiten Weltkrieg chronologisch sortiert, sogar die Vorgeschichte gelernt, etliche Gründe und Ziele gemerkt. Ich hab Mama alles runter gerattert, das wann und wo und wie und wer und warum, nebenbei Schokolade gegessen, da es ja beim Merken hilft, und erst todmüde mit dem Lernen aufgehört – denn im Schlaf wird das Gelernte besser verstaut.
Nun?
Bei der Klausur alles (denke ich) Nötige gewusst. Hoffentlich alles, was dringend ist, erwähnt. Sodass ich auf über tausend Wörter kam und Herr Jonas noch gewarnt hab, dass ich sauer sein werde, wenn diese Klausur auch scheiße endet. „Wütend auf wen?“ – „Auf alles.“ Denn: ganz ehrlich, was hätte ich noch tun sollen? Das Geschichtsbuch essen? Die Klausur klauen? Alle bekannten Götter um Hilfe und Beistand fragen sollen?

Jetzt heißt es „Am Ball bleiben“ für mich. Aufhören bringt mich nicht weiter. Mehr üben. Mehr lesen! Mehr mündlich beteiligen. Auch wenn das schwierig ist und ich ein faules Arschloch bin.
Und obwohl ich meine Weihnachtsferien als „Ausruhen und gelegentliches Lernen für Mathe“ gebucht habe, bin ich die Ferien mal wieder nicht Zuhause.
Denn meine zweite Nichte wird zu Welt kommen.
Nein, immer noch nicht Patentante.

Hiermit frohe kommende Weihnachten oder was auch immer gefeiert wird, ist mir schnuppe.
Und vorläufig gewünschten guten Rutscht ins neue Jahre.

Und ein verspätetes Frohes Neues.
Denn ja, ich komme wie immer nicht zum Schreiben. Juhu.

2014/11/08

Rüdiger

So langsam glaube ich, dass ich keine Versprechen machen sollte, denn ich halte sie selten ein.
So habe ich zum Beispiel meinem Computer versprochen, dass ich ihn lieben und ehren werde bis er eines Tages im Schlaf von uns geht – denn da er mit seinen (damals!) fast zehn Jahren auf dem Buckel und mehreren Operationen, wie zum Beispiel Staubabsaugen für die persönliche Schönheit und der bitter nötige Festplattenwechsel (wobei wir uns noch bei den Angehörigen des Spenders riesig bedankten) naja, nun… da habe ich mir geschworen, dass ich dem armen alten Dinosaurier, wie ich ihn scherzhaft gerne nenne (obwohl er eigentlich inoffiziell Rüdiger heißt), ein schönes Dasein erfüllen werde. So habe ich ihn selten überladen mit irgendwelchen Dateien oder Programmen – alles, was ich nicht brauchte, wurde gelöscht und deinstalliert. Mindestens einmal in der Woche wurde das Anti-Viren-Programm für eine schnelle Untersuchung angeheuert und einmal im Monat für eine vollständige (und zeitraubende). Ich hab auf dem ganzen Computer für Ordnung gesorgt – so die übriggebliebenen Daten der Eltern an ihren Computer rüber gespielt, Toris Sachen ebenfalls, den Rest (also meine Sachen) neu sortiert – denn nun hatte ich freie Bahn.
Ich hab ihn aufgemöbelt. Niemals habe ich den guten Dino jemals so gut in Form gesehen.
Nicht mal der neue Computer meiner Eltern mit seinem Highspeed-Internet konnte mich von meiner Liebe zu meinem Alten abbringen.
Es war gegenseitige Liebe, btw. Rüdiger hielt mich lange aus. Wir konnten bis drei Uhr nachts im Internet hocken und gleichzeitig Karten zocken. Ich hab grad unfreiwillig gereimt, shit. Ich konnte sogar Sims spielen! SIMS! Das hat ihn zwar doch fertig gemacht, aber da ich eh nie länger als zwei Stunden gebraucht habe, um ein Haus zu bauen oder einen Sim zu töten, war das vollkommen in Ordnung.
Sogar als ich später mit meinem Smartphone ankam und den Dino dementsprechend seltener anschaltete war alles gut. Klar, er war außer Form gekommen und ich selber ließ mich schnell während der Wartezeit ablenken.
Doch wie heißt es so schön? Das Glück hält nicht ewig – oder so.
So ist es auch bei uns.
Rüdiger ist ein Windows XP.
Und Microsoft unterstützt seit Ende April/Anfang Mai dieses System nicht mehr.
Ergo: keine Updates – was eigentlich gut ist, weil die extrem nervig sind. Aber auch keine Sicherheit mehr, denn dadurch wurde auch das Anti-Viren-Programm außer Gefecht gesetzt.
Aus Angst, dem Dino eine tödliche Krankheit einzufangen und ihn somit vielleicht für immer zu verlieren, schalte ich ihn nicht mehr ein. Ich hab nur schnell alle Daten auf meine Festplatte gezogen und hoffnungslos versucht, das Programm eventuell zum Laufen zu bringen. Erfolglos.
Zwar könnte ich ein neues System runterladen, aber…
XP ist mein Favorit. Nicht nur, dass es so schön kitschig ist. Es auch so schön „alt“ ist. Nicht unbedingt retro. Es ist einfach nur so viel bequemer und simpler als Windows 7 oder 8. Die Taskleiste zum Beispiel ist viel übersichtlicher und schneller zu hantieren. Und ich hab auch keine dämliche, starre und intolerante „Bibliothek“ als Ordnerhierarchie.
Außerdem würde ein neues System meinen Alten noch langsamer machen. Dann wäre er nicht mehr gefühlt 50 Jahre alt, sondern 70 oder 80. Also ein Uropa! Eine Schildkröte! Okay, ich mag Schildkröten.
Deswegen sitze ich seitdem an Toris altem Laptop, der gewissermaßen ihr Rüdiger ist. Wenn ich mich also schuldig fühle, wenn ich am Laptop sitze und arbeite, so fühlt sich Tori schuldig, wenn sie mit ihrem neuen Laptop zu Besuch kommt und ihren Alten sieht… sie ist somit die einzige zuhause, die mich nicht auslacht, wenn ich den Dino betrauere.
Aber wie sollte ich denn auch nicht?
Er war mein erster Computer, unser erster Computer! Wir haben so vieles durchgemacht. Sämtliche Viren, Trojaner und Fieberanfälle bekämpft und besiegt. Meine ersten Paint-Gemälde und Comics gezeichnet. Mit Rüdiger habe ich meine erste Powerpoint-Präsentation gemacht. Aber auch Videos und Audiodateien habe ich bearbeitet. Er hat mir auch beim Entdecken des Schreibens geholfen – mir Office Word  und das Internet zum Recherchieren gegeben.
Mit dem Dinosaurier verbinde ich so viele Erinnerungen…
Es ist echt schwer, so einem langjährigen Freund, der eigentlich „nur“ eine Maschine ist, Lebewohl zu sagen.
(30. Mai 2014)

2014/10/11

MIND THE GAP

Mum, Dad – ich hab die zukünftige Mrs. Mosby kennen gelernt. meine Traumstadt gefunden.
Und ja, das sage ich, obwohl ich Berlin immer noch abgöttisch liebe.
Die Rede ist von der schönen Stadt London!
Manche Leute wissen ihr ganzes Leben, wohin sie mal reisen wollen. Seien es ganze Länder (Amerika, Italien, China) oder einfach „nur“ Städte (New York, Rom, Peking) – es gibt ein klares Ziel.
Ich auch.
Also, nicht mein ganzes ganzes Leben lang, aber seit drei Ewigkeiten.
Länder wie Afrika, Australien, Neuseeland, Japan, Schottland.
Und welche Stadt stand ganz oben auf meiner Liste? Bingo: London.
Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht, woher diese Besessenheit kommt. Ich weiß nur, dass ich viele (Wort-)Witze im Bezug zu England kenne, einige englische (englische, also nicht amerikanische) Schauspieler unglaublich liebe (Ian McKellan, anyone? Helena Bonham Carter? Daniel Radcliffe? David Tennant?), die Queen schätze (Die hat so viele amerikanische Präsidenten überlebt, hahaha! Und ihr Kleidungsstil! „Heute gehe ich als die Farbe Lila!“ – herrlich.) und natürlich Harry Potter. Nuff said.
Ich wollte einfach nach London. Ich will immer noch dahin. Ich hab zwar keine Ahnung, wie der Rest vom Vereinigten Königreich ist – aber boah, London ist toll.
Mir konnte da niemand jemals die Laune vermiesen. Klar, es gab mal paar Durchhänger, weil es mal zu heiß, zu laut, zu voll war. Aber ich war ständig glücklich. Nicht mal unser Hostel konnte mir die Laune vermiesen. Und dabei gibt es ein Haufen schlechtes Feedback dazu.
Aber fang ich mal von vorne an.
Jeder LK fährt am Anfang der Q3 (das bedeutet ca. im ersten Monat sind die Zwölftklässler weg, vorausgesetzt es handelt sich um G8) für ungefähr eine Woche zum vor einem Jahr festgelegten Wunschziel.
So sind der Bio- und Chemie-LK gemeinsam in einem Bus nach Spanien, Barcelona plus Umgebung gefahren (= Sauftour + Partyurlaub).
Der Mathe- und Latein-LK sind in die Toskana in Italien gereist – anscheinend hatten sie ebenfalls eine fragwürdige Unterkunft und selten Guides.
Und der Rest – sprich, die zwei Englisch LKs lead by Mr. Brasch and Ms. Happel – sind mit Zug (bzw. Zügen) nach England, London. Mittlerweile umgetauft in Alex‘ Paradise because of reasons.
Nennt mich uncool (besser nicht, ich hab gute Ohren und bin nachtragend /böser Blick), aber ich würde immer wieder London nehmen.
Ganz ehrlich? Ich hätte kein Bock, mich mit meinen (meist fragwürdigen) Tutoren und den viel zu verschiedenen LKs (ich meine die Personen der LKs, nicht das LK-Fach selbst) zu besaufen. Oder mit denen alle an den Strand zu gehen. Klar, Barcelona ist (auch) eine geile Stadt. Ich hätte auch nichts dagegen, da wieder hin zu gehen, aber:
a) es wäre mir viel zu warm und ich hasse schwitzen;
b) eigentlich hasse ich viel zu warme Großstädte;
c) ich war da schon mal
d) und wie gesagt, die Tutoren. /angewidertes Schaudern
Und was ist mit Italien?
Für mich uninteressant, zu warm und dann auch kein Meer. Keine Ahnung, ob die ein Meer hatten oder nicht, aber wenn schon, denn schon. Außerdem würde ich Rom usw. lieber mit meiner Familie entdecken als mit meinem LK.
Bevor es so aussieht, als ob ich meinen LK hasse: Nein, ich hasse ihn nicht. Es ist bloß anstrengend, mit so vielen unterschiedlichen Individuen etwas zu unternehmen.
Jedenfalls:
Es kam der 13. September 2014, wir versammelten uns mit Koffern und Handgepäck am Bahnhof in Tortuga. Mama hatte mich hingefahren und wäre bestimmt total besorgt um mich, aber ich war voller Vorfreude und überhaupt in so einer fast unerträglich guten Stimmung, dass es auf sie abgefärbt hat. Und während sie an uns vorbeigefahren ist, hab ich ununterbrochen zurückgewunken. Seltsame Blicke von anderen? Dun care.
Wir bekamen unsere Tickets, tauschten aus, was jeder so mit gebracht hat (Ohrstöpsel – „Oh scheiße, ich hab keine!“; eigene Bettwäsche – „Nee, dafür hatte ich keinen Platz mehr.“; Badelatschen – „FUCK, bei den ekligen Duschen!“; Kopfhörer – die ich vergessen hatte -_- /seufz) und schon ging’s zum Gleis, dann in den ersten Zug bis Frankfurt.
Da hatten wir etwas Zeit – also sind Sarah, Conni und ich noch in einen Laden rein. Die beiden haben sich Magazine für die Fahrt geholt und ich hab bescheuerte Buchtitel und -cover betrachtet, weil die so lächerlich sind. Echt jetzt. Einer meiner Lieblingsbeschäftigung.
Von Frankfurt aus fuhren wir mit einem ICE bis nach Brüssel-Midi. Und das sehr, sehr lange. Drei Stunden oder so. Und ich Glückspilz bekam einen Platz gleich bei den Lehrern. Und durfte neben einer mir sehr (NICHT) liebenswürdigen Person sitzen. Yeah. (Nina hat mich aber zwischendurch gerettet. Grimassen schneiden und ihr Nachrichten via Papierflugzeugen schicken, wobei diese eher ihre Sitznachbarn abbekommen haben. Ups.)
Funfact: Während der Fahrt hab ich den Blogeintrag zur Mottovorstellung geschrieben. Deswegen ist der auch so kacke. Weil der Zirkusdirektor neben mir saß und mich dabei dumm beobachtet hat. Und nein, ich war freundlich zu ihm. Voll untypisch für mich, ich weiß.
In Brüssel-Midi gab’s erst mal einen langatmigen Check-In und die wohl geilsten Plakate für Großbritannien. 
Wir sind mit dem Eurotrain durch diesen Tunnel nach England.
Was haben wir uns eigentlich alle vorgestellt? Genau, einen halbwegs modernen Zug, ein bisschen futuristisch aussehend, mindestens wie ein ICE, für mich persönlich silbrig-grau und mit keinen Fenstern. Und einen Gleis unter der Erde.
Und?
Alter Zug. In Oma-Farben, inklusive Oma-Geruch im Innern. Mit dreckigen Fenstern, dreckigen Sitzen. Und mit einem Gleis über der Erde.
Wisst ihr, wie komisch das war? Ich war so überrascht, dass ich nicht mal Zeit gefunden hab, Angst zu bekommen, weil der Eurotrain so alt wirkte. Tatsächlich bin ich im Zug eingeschlafen. Es war kein Stück spannend. Okay, ich hab aus dem Fenster geguckt, als wir eindeutig im Tunnel waren. Was hab ich gesehen? Dunkelheit, zwischendurch Pfeiler und einen dreckigen Boden. Wow. Also, gute Nacht.
Um ca. 16 Uhr Ortszeit sind wir in St. Pancras angekommen.
Dann noch mit der Underground bis London Bridge gefahren, ein paar Minuten von unserer Station bis zum St. Christopher’s Inn gelaufen und dort nach gefühlten fünf Tagen unsere Zimmer und Zimmerkarten bekommen.
Ja, also, wegen den Zimmern…
Wir hatten insgesamt 13 Jungs, die ein 14er-Zimmer bekommen haben. Und 16 Mädchen, die aber wegen der großen Zahl nach LKs getrennt wurden, zu zwei 8er-Gruppen.
Wer hat das 8er-Zimmer bekommen? Ja, die Happel-Mädchen.
Und wir das 10er-Zimmer, sodass wir zwei freie Betten hatten. Sarah und Conni konnten also ihre Sachen ruhig auf den Betten über sich ausbreiten können. Und den übrigen Gitterkasten für Schuhe und Co. :D UND eine extra Bettdecke wurde als Teppich ausgenutzt, als wir zu fünft mal Uno gespielt haben. Dazu später mehr!


Nachdem wir unsere Betten bezogen haben (ich hatte leichten Ekel nach den ganzen Rezensionen und hab deswegen extra Bettwäsche mitgenommen), haben wir uns alle bei der Rezeption versammelt NUR um gemeinsam zur Brücke gegenüber der London Bridge zu gehen und von dort aus getrennt einen Ort zum Abendessen zu suchen. Seriously? /genervter Blick
Conni, Sarah, Lena und ich haben uns gemeinsam auf den Weg gemacht, Essen zu suchen. Es war uns irgendwie egal, wo und wie (also, ob Takeaway oder inklusive sitzen), landeten aber nach einem kleinem Durchgang im Borough Market bei Black&Blue (oder doch Blue&Black?), dessen Name jedoch in Grün leuchtete because fuck you, wo wir uns Chicken Wings und Fries gönnten.
Gleich vornweg: „Der erste Eindruck zählt“? Jep.
Erstens, weil die paar Straßen vom Hostel zur Brücke und zum Markt waren richtig, richtig schön. Der Markt selber war einfach nur entzückend.
Und die ganzen Pubs waren auch einfach nur süß.
Zweitens: während wir so da saßen, kam eine kleine Gruppe an und setzte sich rein. Wir konnten sie durch die Glasscheiben sehen und wunderten uns „Warum zum Teufel haben sie Weihnachtskleidung an?“ – oder, wie Sarah es so schön formulierte, „Was ist denn bei denen kaputt?“. Diese beiden Punkte haben mich an Berlin erinnert. Nur dass London noch schöner und bekloppter war.
Was ich sagen will: schon an diesem Abend hab ich mich in London verliebt. Der erste Abend, keine vierundzwanzig Stunden in London, und ich wollte jetzt schon mehr Zeit haben, um diese Stadt zu erkunden.
Hatte ich einmal während dieser Zeit Angst? Nein. Nicht mal abends? Nein. Ja, bei öffentlichen Plätzen mit vielen Leuten hatte ich Sorgen, beklaut zu werden, weswegen ich meine Tasche besonders nah bei mir hielt. Aber Angst? Kein bisschen. Vielleicht, weil ich mir niemanden vorstellen konnte, der in einer so überwachten Stadt tatsächlich etwas wagen würde. Vielleicht, weil ich notfalls Verteidigungstricks kenne.
Millenium Bridge (Harry Potter 6!)
Nach dem Essen sind wir ganz spontan in einen Bus gestiegen und haben mit dem eine kleine Runde durch London gemacht. Witzige Werbungen, verrückte Läden, idyllische Vorstadthäuser, beschäftigte Straßen, afroamerikanische Frauen mit verrückten Frisuren (DIE HATTEN BUNTE MÜLLTÜTEN AUF DEM KOPF, KEIN WITZ) und einen rosa Elefanten (jedoch nur als eine Statue) bei Elephant and Castle gesehen.
Außerdem den britischen Humor kennen gelernt. Denn irgendwann sind wir irgendwo im nirgendwo von London stehen geblieben. Keine Insassen außer uns, die ganz oben in der ersten Reihe saßen, und dem Busfahrer, der das Licht ausmachte. Weswegen wir ihn auf uns aufmerksam machten. Und fragten, ob wir wieder zur London Bridge fahren. Und er ganz trocken so „Nö“. Und wir nur „Oh, scheiße“. Dann hat er uns einen Angebot gemacht: für 10 Pfund pro Person fährt er uns zurück. Und wir so „Hm, nee…“. Und dann hat er gelacht, meinte es war ein Scherz, dass er eh wieder seine Runde zurück machen müsse, weswegen wir ruhig sitzen bleiben dürfen.
Okay.
Das fand er übrigens total witzig, während wir ne halbe Panikattacke hatten.  
Wieder im Hostel sich in die ekligen Duschen getraut – später entdeckten wir, dass die linke Dusche pfeift und die rechte nach jedem „Wasserlassen“ wunderschöne und gar nicht verstörende Gurgelgeräusche von sich ließ –, mit den restlichen Zimmergenossen über unsere Abendbeschäftigung unterhalten und dann ins Bett. Weil extrem erschöpft.
Am Sonntag sind wir etwas früher aufgestanden, weil es in die Kirche ging. Und nicht irgendeine Kirche, pffft – „da, wo Kate und William geheiratet haben“, so Sarah.
Von der Station London Bridge zur Station Westminster Abbey mit der Underground gefahren, gegenüber dem wunderschönen Big Ben angekommen erst mal ganz wie der Touri gefühlte fünf Millionen Fotos geschossen (auch vom Underground-Schild weil Kult) und die Straße weiter. Die übrigens gesperrt war, weil „Bike Tour of England“ oder so war.
Dann noch weitere Fotos vom Big Ben und der Statue von Churchill. Weil Churchill. Die anderen wie Lincoln? Meh. Sassy Churchill.
Bisschen weiter die Straße lang war da auch schon die Westminster Abbey.
Der Gottesdienst war ja total schön, die Pfarrer (das waren doch Pfarrer, oder? Priester? Wie nennt man die?  Ich hab da keine Ahnung…) extrem freundlich und ich war auch wirklich, wirklich entzückt. Aber ich konnte es nicht wirklich genießen, weil ich so sehr wollte, dass Mama das auch alles sehen würde. „Mama würde hier heulen“, hab ich die ganze Zeit gedacht. Und extra für sie/in ihrem Namen eine Kerze angezündet. 
 Aber eigentlich war ich ja mehr davon begeistert, wie schön die Kirche ist. Und wie viele Gedenktafeln da stehen. Wenn ich dran denke, dass ich beim Grab von Sir Isaac Newton war, freu ich mich immer noch wie ein Kind.
Außerdem den Krönungsthron gesehen. Man, ist der uralt. Und Herr Brasch noch so: „Tja, stell dir mal vor, Alexandra, du würdest zur Königin von England gekrönt werden – dann auch auf diesem Thron!“ – „Ich hätte während der ganzen Prozedur Angst davor, dass der Thron unter mir einstürzt, weil der schon so verdammt alt ist“, hab ich gesagt und er hat mich bloß ausgelacht. (._.)
 Noch am selben  Tag waren wir in China Town, um gemeinsam zu essen. Und am Trafalgar Square waren wir auch. Herr Brasch hat erst mal von Lord Nelson erzählt, während ich auf die steinernen Löwenstatuen klettern wollte. Von da aus in die National Gallery – und echten Van Gogh gesehen. Und Raphael. Und Michelangelo. Und Leonardo. Leider keinen Donatello gefunden. (Ja, ich hab meine Ninja Turtles gesucht. Nein, mir ist das nicht peinlich. Ja, ich bin immer noch enttäuscht, dass ich Donnie nicht gefunden hab.) 
 Das Gebäude ist total riesig und ich hatte nur wenig Zeit. Und? Genau, Alex ist rumgerannt auf der Suche nach ihren mutierten Schildkröten. Würd ich wieder machen. :D
Danach hatten wir frei, sodass Sarah, Conni, Lena und ich ins M&Ms World gegangen sind. „Vier Stockwerke voller Spaß“ hieß es. Ich sah nur Wucher und Diabetes. Aber trotzdem! So groß, bunt, irrwitzig. Man kann ruhig rein gehen. Man kann dort zum Beispiel seine eigene Farbe und die Bedeutung davon gesagt bekommen. So Sachen wie „Du bist rot. Du verbreitest viel Charme.“ etc. Hab ich auch gemacht. „Du bist dunkle Schokolade-Mix. Du bist eine tolle Person und wer das nicht weiß, kennt dich nicht.“ Ich bekam deswegen einen Applaus. :D :D :D 
 Etwas später wieder versammelt suchten wir eine Underground zum Shakespeare Globe. Aber sonntags fährt keine. Dann also einen Bus. Aber keiner kam. Weswegen wir hingerannt sind.
„10 Minuten strammer Gang“, hieß es.
20 Minuten strammes Laufen war es.
Wir waren spät dran, durften aber trotzdem rein. Durften uns aber nicht setzen! Weil wir Groundlings-Karten hatten. Ugh. Egal. Comedy of Errors war dann doch ganz witzig und fabelhaft inszeniert. Vor allem war ich hin und weg, weil ich da im Shakespeare Globe war. Der Weg zum Hostel war übrigens weniger actionreich, da der Shakespeare Globe praktisch um die Ecke war…
Am Montag ging es dann mit dem Tower of London los. Ich fand es, um ehrlich zu sein, echt interessant. Ritterrüstungen, die Waffen, die Münzen, die Schlösser. Die sechs legendären Raben. Die Beefeaters mit dem unglaublich coolen Humor. Überall die Wappen und Wappentiere (Löwen und – jetzt kommt’s – Einhörner!). Die Kronjuwelen gesehen – und die königlichen Schwerter.
Es gab auch ein Quiz zu den damaligen Waffen – Schwert, Axt, so eine Art Beil – mit Fragen wie „Welche Waffe hatten die Bodensoldaten?“. Fünf von Sechs richtig gehabt. #stolz  
Ich weiß gar nicht, was ich am besten fand: die Menagerie – wo die ganzen königlichen Haustiere verzeichnet wurden, vom Eisbären bis hin zum Affenhaus –, das Foltermuseum oder den Bloody Tower.
Die Menagerie fand ich cool, weil da neben den ganzen Wappen, die, wenn man sie hochklappte, einen Informationstext zum Wappen preisgaben („Die Drei Löwen waren ein Geschenk an den Sohn des Königs und wurden später zum Wappenbild.“) auch mehrere Quizspiele gab. Da gab es mehrere Fragen („Welches Tier hat den Tiger umgebracht?“) und fünf Antwortmöglichkeit, wobei das Bilder von den besagten Tieren war. 
 Mich hat’s interessiert, also hab ich das Quiz gemacht. Und dabei die halbe Rentnergruppe unterhalten, sodass sie mich nicht gehen lassen wollte (Please, don't go, you're doing great!). Außerdem hab ich einen älteren Mann in ein Kind zurückverwandelt, als ich ihm gezeigt hab, dass unter den Wappen Texte sind. Das fand er so cool, dass er jedes Wappen hochgeklappt und die Texte gelesen hat. Fand ich schon witzig.
Das Foltermuseum war in einem der Türmer. Es gab drei Foltermaschinen: die Streckbank (Sarah: „Wie lang haben die denn die gestreckt?“ ich: „Bis ihre Arme und Beine rausgerissen sind. :)“ – „IH!“), eine Art Zwengzange (der Gefolterte war in einer zusammengerollten Position und wurde solange gequetscht, bis z.B. die Rippen gebrochen sind) und die klassischen Fesseln, mit denen die Gefangen an den Wänden hingen.
Im Bloody Tower wurde eine Kurzanimation gezeigt. Die zwei Kronprinzen, die von Richard III. gejagt werden, der ältere aber aus dem Albtraum aufwacht – und kurz darauf deren Tür gewaltsam aufgebrochen wird. Ihre Geschichte und ihr wahrscheinliches Schicksal wurden auf Tafeln vermerkt. Auch der Fund von zwei Kinderleichen in einer versteckten Truhe wurde erwähnt.
 Das alles war irgendwie praktisch, denn abends, nachdem wir im Tate Modern waren, ging es zum Workshop zu „Richard III.“ in den Trafalgar Studios. Der Hintergrund von Richard und seiner Gegner wurde dargestellt und wir wurden gewissermaßen ins Geschehen hineingeleitet. Wir wurden ernsthaft in zwei Gruppen aufgeteilt, die sich gegenseitig anschrien (Peasants!) und einige von uns bekamen Namensschilder, um die Personenkonstellation besser darzustellen.
Als wir dann vor dem Theater standen und auf den Beginn warteten, merkten wir, dass auf unseren Karten „Stage Seating“ stand.
Leichte Panik.
Denn während dem Workshop sahen wir, dass auf der Bühne im hinteren Teil mehrere Reihen and gepolsterten Sitzbänken standen. Und das waren unsere Plätze. Auf der Bühne, die Darsteller vor uns. Deren Emotionen und kleinste Ticks ganz nah. Und Martin Freeman als Richard III. keine zwei Meter an uns vorbeilaufend.
Es gab so viel Blut! So viele Tote! Ich fand’s klasse. Also das Stück. :D
Hinter der Bühne hab ich ans Geländer gefasst – und hatte dann die Hände voller Kunstblut. Und das vor Beginn. Danach war fast die ganze Treppe hinter der Bühne rot.

Am Dienstag waren wir morgens beim Buckingham Palace, um das Changing of Guard zu sehen. Da war es aber so voll… Anschließend waren wir im British Museum und MOTHER OF GOD, was für ein riesiges Museum. Ich hätte Tage gebraucht, um alles gesehen zu haben. Das hat sogar das Naturkundemuseum in Berlin getoppt!
Abends ging es dann zu THE LION KING. Dort ein T-Shirt und eine Tasse (Keep calm and Hakuna Matata) gekauft. Und mit der Verkäuferin sich unterhalten. Wie lange ich hier bin, was wir schon so gemacht haben (sie war wegen Martin Freeman neidisch), usw. Und dass ich ja so gut Englisch rede. Ob Wahrheit oder nicht, ich hab mich trotzdem gefreut.
Und dann ging es auf einmal los.
Alles wurde schwarz, die „Sonne“ ging auf, Rafiki sang Circle of Life, die ganzen Tiere kamen rein.
Gänsehaut. Und ich war ständig kurz vorm Heulen. Bei „Reflection“ hab ich sogar tatsächlich geheult.
Der Gesang, die Lieder, die Kostüme – alles war so schön. Und die Stimmen waren den Originalstimmen aus dem Disney-Film sooooo ähnlich. Unglaublich.
(Ich hab alle Figuren mit gesprochen – mal auf Deutsch, mal auf Englisch. Je nachdem, ob ich die Szene im Englischen kannte oder nicht.)
Mittwochs wollten wir zum Speaker’s Corner im Hyde Park. Ich war sogar bereit, mich selber da „zum Affen zu machen“ – aber es gab da keinen Corner mehr. :(
Also haben wir was gegessen und uns in die Wiese gelegt, um ein Nickerchen in der Sonne zu halten.
Es ging dann weiter zum Imperial War Museum. Unser kleines Reisegrüppchen hat sich erst die Ausstellung zum Zweiten Weltkrieg angeguckt (nichts, was wir noch nicht wussten; deswegen hab ich mir eher die Interviews von damaligen Kindern angeguckt und mehrere „Familiengeschichten“ durchgelesen; Krieg ist unmenschlich) und sind dann in die Sonderausstellung zum Ersten Weltkrieg rein. Die Länder wurden durch Tiere in den typischen Uniformen dargestellt. Das damalige Deutschland war ein Adler, Österreich-Ungarn ebenfalls ein Jagdvogel, bloß mit zwei Köpfen (weil Österreich und Ungarn), Frankreich war ein Hühnchen Hahn, England ein Löwe (so majestätisch) und das damalige Russland ein Bär. :) Je nach Beziehung haben sich die Tiere die Hände gereicht oder mit den Fäusten geballt oder mal um Afrika und/oder den Balkan zu ergreifen.
Es gab jede Menge Propaganda – worauf ich letztes Jahr 12 Punkte bekam, ha –, einen lebensgroßen, nachgestellten Kriegsgraben, durch den man gehen musste und zwei Soldatenjacken und Helme, die man anprobieren konnte
Leider war da ein Ansturm von kleinen Kindern (in Schuluniformen!), weswegen ich da ganz schnell raus wollte.
Dann wollten wir eigentlich in Greenwich zum Null Meridian – aber das war schon zu. Also haben wir uns Eichhörnchen im Park angeguckt.
Abends sind dann Conni, Sarah, Lena und ich zum  Piccadilly Circus, haben dort ein Kino gesucht und gefunden, Karten für „Before I go to sleep“ geholt, erst danach herausgefunden, dass das eigentlich ein Thriller ist, und dann bei der Erosstatue einer Gruppe von Tänzern zugeguckt.
Der Film war übrigens gar nicht so schlecht. Die Werbung davor für „Annabella“ war da ja tausendmal  gruseliger. Und da geht’s um eine Mörderpuppe.
Der Donnerstag stand uns komplett frei zu Verfügung. Also haben Lena und ich mit Sarah und Conni ausgemacht, dass wir uns nachmittags treffen, denn die beiden wollten shoppen gehen, während wir zwei zu King’s Cross gefahren sind.
Da kamen wir auch problemlos an, haben den Kofferwagen gefunden, nach kurzem Anstehen Fotos gemacht (nachdem alle, alle einen Gryffindorschal angezogen haben, waren wir die ersten nicht aus diesem Haus; Lena war Ravenclaw und ich Slytherin – House Pride!) und sind dann in den Laden.
Harry Potter-Musik, -Poster, -Zauberstäbe, -Tassen, … Schade, dass ich nicht reich bin. :|
Trotzdem Zauberstäbe rausgeholt und angeguckt – der von Luna ist so schön – und dann schweren Herzens und um einiges leichter im Portemonnaie weiter.
 Noch zuhause hab ich mir im Internet einen Guide für eine eigenständige Harry Potter-Tour runtergeladen. Wir waren dann bei Pubs, die der Tropfende Kessel sein könnten; bei Hardy’s Süßigkeiten laden, die (überteuerte) Schokofrösche und Berti Bott’s Bohnen in allen Geschmacksrichtungen verkaufen; in der „Winkelgasse“, in dem ein Laden witzigerweise „The Witch Ball“ heißt und ein anderer Laden Zauberergeld verkauft; wir waren in der Tottenham Court Road; an den Premiereorten der Filme; beim Sherlock Holmes Pub und beim Eingang ins Zaubereiministerium.
Am Ende von Hunger geplagt – es war ein langer Weg! – sind wir in den Sherlock Holmes Pub, haben dort echten Fish & Chips gegessen (so groß und so lecker) mit „Sherlock Holmes Finest Ale“ (nicht so lecker). Überall waren Plakate und alte Buchcover, in einem Fernseher lief ein alter Holmes-Film und sogar die Speisekarte enthielt Dinge wie „Robert DowneyJr.s favourite irgendwas“. Alles nach Sherlock Holmes. 
Später wieder mit Sarah und Conni vereint sind wir wieder ins M&Ms World rein, weil wir beim letzten mal nicht alle Etagen geschafft haben.
Bevor es abends mit dem ganzen LK zum gemeinsamen Abend ging (wortwörtlich), waren wir im Zimmer und haben das Größte schon zusammen gepackt. Und Uno auf der übrigen Decke gespielt, als ein asiatischer Mann in unser Zimmer rein kam und fragte, ob Bett A frei ist. Wir mussten so lachen, dass er einfach rückwärts wieder raus ist. Und nein, er ist nicht eingezogen.
Beim gemeinsamen Abend sind wir einfach stundenlos durch London gelaufen. An der Themse vorbei, auf der London Bridge, beim Big Ben. (Da war auch noch ein seltsamer, ekliger Mann der sich als Charlie Chaplin „verkleidet“ hat und Sarah und Conni erschreckt hat. Nachdem ich ihm erklärt hab, dass das weder cool noch witzig ist, wollte er mich umarmen und küssen; ich hab diesen Mann fast verprügelt. An den Armen gepackt und ihm „No, just no. Now get the hell away.” eingeredet.  Ich war wirklich kurz davor, ihm eine reinzuhauen.)
Schlussendlich waren wir beim Trafalgar Square, haben dort Dosenbier getrunken und eigentlich bloß gelangweilt. Wow. /sarkastischer Applaus
Wir kamen ungefähr um halb zwei/zwei Uhr morgens an; unten war die Hölle los (Party) und eine der Duschen konnte nicht abfließen. Highlight des Abends.
Am Freitag extra früher aufgestanden, alles zusammengepackt, zum letzten Mal gefrühstückt und mit der überfüllten Underground nach St. Pancras gefahren. Wieder Check-In, wieder Eurotrain, wieder ICE. Ich hatte voll die große Verantwortung, weil ich eins der Gruppentickets bekommen hatte.

Wir kamen sogar eine ganze Stunde früher in Frankfurt an, da wir genügend freie Plätze im ICE hatten und somit nicht umsteigen mussten. Dafür aber in Frankfurt zum Anschlusszug für Tortuga gerannt. Mit Koffer und Handgepäck und erschiess mich.
Im Zug Papa angerufen, um Bescheid zu sagen, dass ich eine Stunde früher zuhause bin. Wurde dabei beglotzt, weil ich auf Russisch geredet hab.
Am Bahnhof in Tortuga ausgestiegen, Ausschau nach Papa haltend – als zwei große, warme Hände meine Ohren verdecken. Mit einem fetten Grinsen mich zu Papa umgedreht und umarmt. Herr Brasch ist sogar stehen geblieben, um zu zugucken. Und um sich vorzustellen.
Zuhause hat ein großer Teller Himbeeren auf mich gewartet, warmes Essen, das ich nicht bezahlen musste, und English Tea 

+ Im Supermarkt wurde ich für eine Holländerin gehalten.
+ Die haben da 2-Liter-Flaschen.
+ An jeder zweiten Ecke war ein Starbucks und/oder ein Pret A Manger. Beides Scheiße.
+ Sieben unsrer dreizehn Jungs mussten 200 Pfund wegen „Alkohol auf dem Zimmer“ und 50 Pfund wegen „Ruhestörung“ zahlen, sonst wären wir rausgeflogen. Aber: die Jungs waren gar nicht laut. Und: die Höllenparty von Donnerstagnacht war natürlich leise. Dass mich der Bass in den Schlaf geschaukelt hat, ist egal.
+ Viele Gassen sind morbide Anspielungen auf das Köpfen von Königen und Königinnen.
+ Ella hatte in ihrem Koffer Müsliriegel für die Rückfahrt. Das Putzteam des Hostels haben alle Nahrungsmittel aus dem Koffer geholt und weggeworfen, weil das „gegen ihre Hausregeln“ sei.
+ Es gibt ne „Mermaid Court“.
+ Einer der Beefeaters bei Tower of London hat mich gefragt, woher ich komme. Dann hat er mir auf Deutsch einen schönen Tag gewünscht.
+ Die Einheimischen sind supernett und entschuldigen sich zuerst, obwohl du ihnen aus Versehen auf den Fuß gelatscht bist.
+ In der Underground gibt es Poster für Verhaltensregeln. Alle sind in Reimen verfasst.
+ Einmal waren wir 15 Stockwerke unterhalb der Erde und die Aufzüge waren überfüllt. Wir sind 200 Stufen hochgelaufen.
+ Wir sind unterhalb der Themse gelaufen.
+ Wir haben zwei Schiffe gesehen: die Cutty Sark und The Golden Hind.
 + Die drei am öftesten gehörten Sätze: „Oh, I’m sorry.“, „Mind the step.“ und „Mind the gap.“ – das alles in der Underground.
+ Ich hab einem Kassierer beigebracht, wie man „Deutschland“ ausspricht. 
+ Viele Straßenlaternen waren mit Babies verziert. Jetzt echt.
+ Mike war die ganze Woche mit dabei!
+ In der Nähe vom Hyde Park war eine Statue von einem riesigen Pferdekopf. Der Pate?
+ London ist total sauber.
+ Ich hab Miranda Sings getroffen.